Proaktiv in die Zukunft

Das Verhältnis zwischen Erzeugern und Politik ist derzeit schwierig. Die Branche will ihre Zukunft mitgestalten und wehrt sich gegen nicht zu realisierende Verbote.

Die Stimmung in unserer Branche ist weiterhin angespannt! Das liegt auch an der aktuell schwierigen wirtschaftlichen Situation vieler Betriebe, die sich aufgrund massiver Kostensteigerungen und sinkender Absätze ergibt. Dies ist jedoch nicht der einzige Grund! Die Unzufriedenheit der Branche ist auch in ihrer stärker werdenden Politikverdrossenheit begründet. Politische Vorgänge bzw. Ergebnisse politischer Entscheidungen sind für unsere Branche immer häufiger nicht mehr nachvollziehbar. Zudem haben die Erzeuger oft den Eindruck, von der Politik missverstanden zu werden. Sie fühlen sich einer fehlenden Anerkennung bzw. einer nicht ausreichenden Würdigung ihrer Bemühungen ausgesetzt.

Entscheidungen sind für unsere Branche immer häufiger nicht mehr nachvollziehbar.

Bestes Beispiel für das schwierige Verhältnis zwischen Erzeugern und der Politik ist aktuell das Thema Pflanzenschutz, mit dem sich unsere Branche im Rahmen des EU-Gesetzgebungsverfahren zur Nachhaltigen Nutzung von Pflanzenschutzmitteln intensiv befasst. Der Vorschlag der EU-Kommission sieht Komplettverbote für die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln in sogenannten sensiblen Gebieten vor. Eine Regelung, die für ca. 30 % der Betriebe existenzbedrohend sein kann. Verständlich, dass diese geplante Regelung von unserer Branche mit allen Mitteln bekämpft werden muss. Von der Politik wird diese Haltung vielfach als nicht zielführend angesehen, sie wird sogar als Komplettablehnung der Branche beim Thema Pflanzenschutzreduktion interpretiert und damit als Absage an die diesbezügliche Forderung der Gesellschaft. Dabei wird jedoch verkannt, dass die Erzeuger sich grundsätzlich offen für Reduktionsziele zeigen, die das notwendige Maß und die Herausforderungen des Anti-Resistenzmanagements miteinbeziehen.

Der DWV hat in seinen Forderungen an die Politik für realistische Zielvorgaben plädiert, welche die Erfordernisse der entsprechenden Kulturen miteinbeziehen, wie bspw. die Notwendigkeit präventiver chemischer Pflanzenschutzmaßnahmen im Weinbau. Die Einschätzung, dass eine Reduktion „gefährlicherer“ Pflanzenschutzmittel um 50 % bis 2030 für den Weinbau fernab der Realität liegt, muss in diesem Zusammenhang aber auch von der Politik akzeptiert werden. Akzeptiert werden sollte auch das Angebot der Branche an einer Strategie zur Reduktion von Pflanzenschutz mitzuarbeiten – Umstellung auf Piwis und der Einsatz von Recyclingtechnik und moderner Applikationstechnik können dabei bei Baustein sein. Die Branche weiß, dass sie hier proaktiv sein muss.

Bestes Indiz für diese proaktive Haltung ist die neue Leitlinie für integrierten Pflanzenschutz, die vom DWV und der amtlichen Beratung erstellt wurde und Handlungsempfehlungen zur Umsetzung der acht von der EU beschriebenen und für jede Winzer gesetzlich verpflichtenden umzusetzenden Grundsätze des integrierten Pflanzenschutzes gibt. Die in den Leitlinien zusammengeführten praktischen Empfehlungen bilden den aktuellen Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse ab und unterstützen Winzerinnen und Winzer die Pflanzenschutzmittelanwendungen zu minimieren bzw. zu optimieren.

Auch beim Thema Alkoholpolitik finden die Bemühungen der Branche aktuell zumindest in anderen Mitgliedstaaten keine ausreichende Anerkennung. Geplante Werbeverbote in Schottland oder Warnhinweise in Irland, Schweden oder Belgien sieht der Berufsstand nicht als zielführend an, um Alkoholmissbrauch zu bekämpfen. Wir sehen weiterhin Prävention und Aufklärung über Missbrauchsfolgen weiterhin als das am besten geeignete Mittel an. Daher sind wir erfreut, dass sich immer mehr Erzeuger zur Selbstverpflichtung im Rahmen der Initiative „Wine in Moderation“ verpflichten und aktiv mitarbeiten. Auch hier gilt: Legt uns keine Verbote auf! Lasst uns aktiv die Zukunft mitgestalten und unterstützt uns dabei!

Unterstützung brauchen im Übrigen auch unsere Schutzgemeinschaften, die ohne ausreichende finanzielle Ausstattung ihren Aufgaben nicht nachkommen können und die Geschützen Ursprungsbezeichnungen nicht zukunftsfähig gestalten können (lesen Sie hier mehr dazu)!

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