Ereignisreiche Tage liegen hinter uns. Der Deutsche Weinbauverband hat mit einem Festakt am 20. Juni in Neustadt seine 150-jährige Gründung gefeiert. Die Veranstaltung stand im Zeichen des Themas Weinbau und Biodiversität. Das Engagement der Winzerinnen und Winzer für artenreiche und vielfältige Weinberge muss anerkannt und auch finanziell honoriert werden. So lautete die vom DWV in der Veranstaltung vorgetragene Forderung, die von Bundesminister Özdemir und Ministerin Schmitt aus Rheinland-Pfalz aufgegriffen wurde. Der Deutsche Weinbauverband freute sich über 270 Gäste, die der Einladung zur Jubiläumsfeier gefolgt waren. Traditionell begann sie mit einer langen Dankesrede, wie es sich für einen Jubilar anlässlich eines großen Ehrentages gehört. Der Dank ging insbesondere auch an das Ehrenamt des DWV, an die Winzer und Geschäftsführer der Mitgliedsverbände, die mit ihrem Engagement, ihrem Wissen, ihrem Enthusiasmus, aber auch den kritischen Stimmen den Verband antreiben.
Ohne ihre Arbeit in den DWV-Gremien hätte der DWV nicht die Möglichkeit, praxisnahe und glaubwürdige Positionen gegenüber der Politik zu beziehen. Der Verband betonte deutlich, dass er nur mit einem starken Ehrenamt, das sich aktiv einbringt, schlagkräftig und erfolgreich sein kann. Deutlich wurde bei der Veranstaltung, wie wichtig die europäische Vernetzung, der Austausch und die Zusammenarbeit mit den europäischen Nachbarländern ist. Die internationale Präsenz von Berufskollegen aus Frankreich, Italien, Österreich, Ungarn, Luxemburg, den Niederlanden sowie von Vertretern der europäischen Erzeugerverbände Copa Cogeca, EFOW und AREV machte deutlich: Dem europäischen Berufsstand ist bewusst, dass er gemeinsam die Weichen in Europa stellen muss. Nach der EU-Wahl stehen direkt wichtige Entscheidungen an.
Eine derartige Krise ist im normalen Agrarbudget nicht eingeplant.Dem europäischen Berufsstand ist bewusst, dass er gemeinsam die Weichen in Europa stellen muss.
Christian Schwörer, DWV-Generalsekretär und ddw-Chefredakteur
Die Branche muss sich bei der Verteilung der »Topjobs« in der EU-Kommission gemeinsam für einen starken Agrarkommissar einsetzen. Weiterhin muss sie gemeinsam fordern, dass eine gewisse Rückübertragung von Kompetenzen aus der Generaldirektion (GD) SANTE – zuständig für Umwelt und Gesundheit – zurück in die GD AGRI (Landwirtschaft) stattfindet. Angesichts der Ankündigung, dass im EU-Parlament ein eigener Gesundheitsausschuss gegründet werden soll, hat sich der europäische Berufsstand nicht nur aufgrund einer drohenden einseitigen Zusammensetzung dieses Ausschusses klar gegen diese Entwicklung positioniert. Die EU-Kommission hat eine »High-Level-Gruppe« ins Leben gerufen, die sich u.a. mit den aktuellen strukturellen Problemen des Weinmarktes auseinandersetzen will. Damit reagiert sie erfreulicherweise auf eine Forderung der Branche. Jedoch muss gewährleistet sein, dass der Berufsstand von Anfang bis Ende seine abgestimmten Positionen in die Arbeit der Gruppe einbringen kann.
Die Entscheidungen dürfen hier nicht allein von Vertretern der 27 Mitgliedstaaten und der Kommission getroffen werden, so der klare Standpunkt des Berufsstandes. Ein Blick noch auf den erwähnten zweiten wichtigen Baustein für eine erfolgreiche Interessenvertretung: Angebotsund Kompromissbereitschaft. Dieser Ansatz ermöglichte es dem Deutschen Weinbauverband in der Vergangenheit, in die Diskussion um das Thema Pflanzenschutz aktiv einbezogen zu werden. Im Rahmen der DWV-Rebschutztagung, die der DWV einen Tag nach der Jubiläumsveranstaltung durchführte, wies er auf die Strategie des Verbandes zur Reduktion von Pflanzenschutzmitteln hin, die der Verband schon frühzeitig in die politische Diskussion eingebracht hatte. Erneut ein klarer Appell an die Politik für Kooperation mit dem Berufsstand und gegen Ordnungsrecht.
Christian Schwörer
DWV-Generalsekretär