Die Exporte gehen mengenmäßig zurück. Auch der Inlandsabsatz ist in der EU rückläufig. Wie können die weinerzeugenden Länder angesichts dieser schwierigen Marktsituation reagieren?
Angesichts der Lage auf dem französischen Weinmarkt hat die französische Regierung ihren Erzeugern 160 Millionen Euro für die Durchführung einer Krisendestillation bereitgestellt. Auch in Spanien haben die Genossenschaften ebenfalls die Aktivierung einer Krisendestillation beantragt, auch wenn noch unklar ist, ob die spanische Regierung oder die Regionen die Aktivierung unterstützen werden. Zudem fordern weitere weinerzeugende Länder aktuell marktstabilisierende Krisenmaßnahmen. Auch in Deutschland blickt man besorgt auf den aktuell schleppenden Weinabsatz, eine Diskussion über Krisenmaßnahmen wird jedoch aktuell zumindest nicht (laut) geführt. Vielmehr fordert der Berufsstand bisher nur die Möglichkeit, seine Investitionen zeitlich flexibel planen zu können. Dies betrifft unter anderem die Nutzung von bereits zugeteilten Neupflanzrechten, die an sich nur innerhalb von drei Jahren möglich ist.
Wo liegen die Ursachen für diese weltweit schwierige Marktsituation? Die OIV versucht hier mit ihren kürzlich veröffentlichten globalen Weinmarktzahlen Erklärungen zu liefern: Weltweit sind Produktion, Konsum und Rebflächen im Vergleich zu den Jahren vor 2020 tendenziell eher rückläufig, auch wenn sie in den letzten drei Jahren weltweit relativ stabil waren. Lediglich sehr geringe Rückgänge waren zu verzeichnen.
Der Negativtrend ist auch auf den Rückgang des chinesischen Konsums zurückzuführen.
Christian Schwörer, DWV-Generalsekretär und ddw-Chefredakteur
Seit 2000 ist der Export in Wert und Menge steigend, und hat sich im Wert verdoppelt. Innerhalb des letzten Jahres ging der Export jedoch mengenmäßig zurück, im Wert war dagegen ein Anstieg zu verzeichnen. Die Situation in einzelnen Ländern kann jedoch von der globalen Exportlage abweichen. Gerade die Entwicklung der Exporte wird zum Beispiel in Spanien neben dem inflationsbedingten Rückgang des Inlandsverbrauchs für die aktuelle Marktsituation verantwortlich gemacht. Eine leicht überdurchschnittliche Ernte sowie große Endbestände aus den Vorjahren haben die Marktsituation noch verschärft. Ähnlich sieht es im Bordeaux aus, wo schrumpfende Exporte in die USA und nach China zu einem Absatzrückgang von 10 Prozent führten.
Auch wenn der Weinkonsum in den vergangenen drei Jahren weltweit nahezu stabil war, gibt es doch regional große Unterschiede. Einige europäische Märkte müssen seit Jahren einen leichten, aber kontinuierlichen Konsumrückgang verzeichnen. Der 2018 begonnene Negativtrend ist aber unter anderem auf den Rückgang des chinesischen Konsums zurückzuführen (seit 2018 im Durchschnitt 2 Mio. hl). Dieser Abwärtstrend wurde im Jahr 2020 durch die Covid-19-Pandemie verstärkt, die viele große Weinmärkte in Mitleidenschaft gezogen hat. Im Jahr 2022 führten die Energiekrise und Störungen in den globalen Lieferketten zu höheren Produktions- und Vertriebskosten, die sich in höheren Weinpreisen niederschlugen. Die hohe Inflation beeinträchtigte die Kaufkraft der Verbraucher. Auch vor diesem Hintergrund war das Weinkonsumverhalten auf Länderebene je nach geografischer Region recht heterogen.
Was sind die richtigen Lösungsansätze, um aus dieser schwierigen Marktsituation herauszukommen? Destillation oder Krisenlagerung, um überschüssige Mengen vom Markt zu nehmen, die die Preise entsprechend kaputtmachen? Der Dachverband Copa-Cogeca wandte sich an die Kommission mit der Bitte, Unterstützungsmaßnahmen für den Weinsektor zuzulassen. In Anbetracht der Marktlage, vor allem bei Rotweinen und insbesondere nach den Maßnahmen Frankreichs zur Dringlichkeitsdestillation, forderte er die Ausweitung dieser und anderer Bestimmungen auf alle Mitgliedstaaten, die dies wünschen. Die Forderungen gehen aber teilweise noch weiter: Im Bordeaux wird ein Sozialplan in Form einer Stilllegungsprämie gefordert – also Rodung gegen Prämie. Natürlich ein Mittel, um die Produktionskapazitäten abzubauen! Wenn aber über derartig drastische Maßnahmen nachgedacht wird, müsste man nicht zunächst über die Regelung für Neupflanzrechte nachdenken, die seit Jahren ein weiteres – wenn auch moderates – Wachstum zulässt? Einer möglichen Forderung nach einem erneuten generellen Anbaustopp könnte entgegengehalten werden, dass einige Regionen sich noch dynamisch entwickeln und ein gewisses Wachstum benötigen. Ein kontroverses Thema, mit dem sich die europäischen Weinerzeuger aber dringend auseinandersetzen müssen!