Pro oder Contra?

Quelle: DWI

In manchen Fällen stellt sich diese Frage einfach nicht, etwa wenn es um den Schutz der Biene geht.

Trotzdem können manche der Versuchung, sie zu stellen, scheinbar nicht widerstehen. So geschehen in Bayern und Baden-Württemberg, wo die Volksabstimmung der Initiative »Pro Biene« nicht nur hohe Wellen schlägt, sondern auch Fragen aufwirft. Zum Beispiel die nach der eigentlichen Motivation der Initiatoren. Allein der Schutz der Biene kann kaum der Grund für die Aktion sein. Sonst müsste man den Initiatoren unterstellen, sie gingen ernsthaft davon aus, Landwirten, Winzern und sogar Imkern läge nichts am Erhalt der Artenvielfalt.

Genau das Gegenteil ist der Fall. Schließlich bildet ein intaktes Ökosystem die Grundlage tausender Existenzen in der Landwirtschaft. Hinzu kommt, dass man sich heute sicher nicht aus reiner Profitgier für einen »grünen Beruf« entscheidet. Diese Fälle mag es geben. Rein wirtschaftlich betrachtet aber sollte man seine kostbare Zeit und den ganzen Gehirnschmalz wohl besser in ein Medizin- oder Informatikstudium investieren als sich den Risiken der landwirtschaftlichen Produktion zu unterwerfen. Es sei denn, man liebt die Arbeit in und mit der Natur wie es die meisten Winzer nun einmal tun. Es wird also keinen Winzer geben, der von sich behauptet, er sei nicht »pro« Biene.

Es wird keinen Winzer geben, der von sich behauptet er sei nicht »pro« Biene

Selbst ein Bienenstichallergiker würde sich für das Insekt stark machen. Das wissen natürlich auch die Köpfe hinter der Initiative. Ihr Einsatz gilt also vermutlich weniger der Biene als dem ideologischen Wandel. Allein schon mit dem strategisch »klug« gewählten Namen konnten die Initiatoren sicher sein, dass ihr Antrag auf breite Zustimmung stoßen wird. Besonders in den großen Städten, denn dort hat man mit Landwirtschaft im Allgemeinen wenig am Hut. Der Großstädter, der bevorzugt im Discount einkauft, weil er dort gut mit dem teuren SUV vorfahren und sich bei der Gelegenheit gleich das Geld für die nächste Tankfüllung zusammengeizen kann, begrüßt schließlich jede Möglichkeit, sein ökologisches Gewissen reinzuwaschen. Da kommt so eine Initiative gerade recht. Genau wie die inflationär genutzten Öko-Bio-Vegan-Labels oder das grüne Kreuz bei der letzten Wahl. Wer wollte dem Städter das verdenken. Schließlich kann man von niemandem erwarten, dass er alle Hintergründe kennt. 

Was man allerdings erwarten können sollte ist, dass sich jeder zumindest oberflächlich informiert, bevor er seine Stimme für etwas abgibt. Das gilt für Wahlen wie für Volksabstimmungen. Tut er das nicht, kann es auch dem ökobewegten Großstädter passieren, dass er im Supermarkt bald keinen heimischen Wein und auch kein regionales Obst mehr findet — weder mit noch ohne Öko-Siegel. Gut, das kann ihm eigentlich egal sein, denn der Pinot Grigio und die Äpfel aus Bella Italia schmecken ja auch. Dazu das passende Label und schon ist egal, dass die heimische Kulturlandschaft brach liegt. In Italien lässt es sich ja schließlich genauso gut urlauben wie sonst wo auf der Welt. Zum Glück wächst ja auch fast überall Wein und mit dem Flieger reist man eh viel schneller und komfortabler als mit der Bahn.

Mit dieser Verallgemeinerung tue ich vermutlich den meisten Unrecht, aber genau dasselbe geschieht gerade Winzern und Landwirten. Sie sehen sich vermehrt Kritik aus der Bevölkerung ausgesetzt. Einer Kritik, die hin und wieder sogar berechtigt ist, denn man sollte nicht verschweigen, dass es noch immer schwarze Schafe und unzeitgemäße Produktionsweisen gibt. Aber die gibt es eben nicht ausschließlich in der Landwirtschaft. Deshalb ist es auch an uns allen, vor der eigenen Haustür zu kehren, besonders wenn dort trendgerecht ein Steingarten angelegt wurde. Dem eigentlichen Problem kommen wir nämlich nur gemeinsam bei, z.B. indem wir den gemeinschaftlich zusammengetragenen Steuerüberschuss von über 40 Mrd. Euro nutzen, um ihn in Forschung und Entwicklung zu stecken oder in die  Förderung der ökologisch orientierten Produktion.

Damit kämen wir sicher weiter als mit Verboten, Quoten und noch mehr Bürokratie.

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