Viele Themen aus dem vergangenen Jahr werden uns weiterhin beschäftigen. Dazu gehören Pflanzenschutz, Herkunftsprofilierung durch Schutzgemeinschaften, die Markt- und Absatzsituation und die Alkoholpolitik. Zudem stehen im Mai EU-Wahlen an, die das aktuelle politische Gefüge durcheinander wirbeln könnten!
Der Jahresausklang 2023 brachte für den Berufsstand nicht die erhoffte Entspannung. Die Zeichen standen zwar zunächst gut: Ende des Jahres entwickelten sich viele Themen positiv bzw. in die richtige Richtung. Das Verbot von Pflanzenschutzmitteln in sensiblen Gebieten ist vorerst vom Tisch. Der von der EU vorgelegte Vorschlag zur nachhaltigen Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) ist nach heißen Diskussionen im EU-Parlament gescheitert. Auch beim Dauerthema Glyphosat gab es eine Atempause. Im Dezember wurde beschlossen, das Anwendungsverbot vorläufig bis Mitte 2024 auszusetzen. Die Verhandlungen beginnen hier jedoch von vorne und noch ist unklar, wie die Bundesregierung sich die Regelungen ab dem 1. Juli 2024 vorstellt. Der Jahreswechsel war jedoch trotzdem stürmisch. Hintergrund sind die angekündigten Streichungen der landwirtschaftlichen Steuervergünstigungen bei der KFZ-Steuer und beim Agrardiesel. Diese belasten unseren Berufsstand in einem ohnehin wirtschaftlich angespannten Umfeld stark. DWV-Präsident Klaus Schneider mahnt hier in seinem Standpunkt die Politik, früher Dialogbereitschaft zu zeigen und Vorschläge aus der Praxis aufzugreifen (s. S. 8). Nur so kann das Vertrauen des Berufsstandes zurückgewonnen werden.
Auch beim Pflanzenschutz hoffen wir in 2024 auf einen konstruktiven Dialog mit der Politik. Der nachhaltige Einsatz von Pflanzenschutzmitteln ist unabhängig von den Entwicklungen bei der SUR weiterhin ein wichtiges Thema für uns. Daher möchten wir mit unserem DWV-Positionspapier weiterhin die Aufmerksamkeit auf mögliche praxistaugliche Reduktionspotentiale in der Pflanzenschutzmittelanwendung lenken. Wir möchten mit Wissenschaft, Politik und Berufsstand gemeinsam einen Weg finden, der Landwirtschaft und Naturschutz in Einklang bringt. Daher hoffen wir, unsere Ideen in das geplante Pestizidreduktionsprogramm des BMEL einbringen zu können. Wir müssen immer wieder allen Beteiligten vor Augen führen, welchen Beitrag die Bewirtschaftung von Weinbergen zur Biodiversität hat und welche Konsequenzen Betriebs- und Flächenaufgaben haben könnten.
Auch die Profilierung der Gebiete wird uns beschäftigen und dies bereits auf den Weinbautagen. Neue Konzepte und Ideen für die Weiterentwicklung der Gebiete müssen in den Schutzgemeinschaften abgestimmt werden. Dafür ist der unbedingte Wille für Veränderungen noch wichtiger sowie der unbedingte Wille für konstruktive Zusammenarbeit und Kompromisse. Sonst herrscht auf Dauer Stillstand bei der Entwicklung (s. S. 28/29). Die Markt- und Absatzsituation stimmt sehr nachdenklich. Mit unseren europäischen Nachbarn sollten wir auch europäische Lösungen diskutieren, die zu einer dringend erforderlichen Entspannung des Marktes beitragen könnten. Das Thema Alkoholpolitik darf zum Jahreswechsel nicht fehlen. Die WHO hat Anfang Dezember alkoholische Getränke erneut öffentlich als ungesunde Produkte klassifiziert. Sie fordert, dass jegliche Steueranreize und Subventionierung vermieden werden sollte. Es bleibt abzuwarten, ob und wie die politischen Entscheidungsträger diesmal auf den Aufruf der WHO reagieren. Wichtig ist daher weiterhin Ihre Teilnahme am Programm »Wine in Moderation« und die Unterstützung eines moderaten Genusses. Diese Themen werden uns als Verband im Jahr 2024 besonders beschäftigen. Es ist wichtig, dass der Berufsstand hierbei mit einer Stimme spricht. Ich möchte Ihnen für Ihre umfassende Unterstützung im Jahr 2023 danken und Sie animieren, diese auch in 2024 fortzusetzen: konkrete Beispiele und O-Töne aus der Praxis sind für die Glaubwürdigkeit unserer Positionen gegenüber der Politik unerlässlich. Für das Jahr 2024 wünsche ich Ihnen und Ihren Familien alles Gute, Erfolg, Zuversicht und vor allem Gesundheit!
Christian Schwörer