Im Konflikt mit den USA dürfen wir nicht müde werden.
Christian Schwörer, DWV-Generalsekretär
Doch auch unser Exportgeschäft steht seit langer Zeit vor großen Herausforderungen. Führt man sich vor Augen, dass die USA das wichtigste Zielland für Weine deutscher Herkunft sind, gefolgt von den Niederlanden und Großbritannien, wird die aktuelle Misere im Exportgeschäft schnell deutlich. Erzeuger, die in die USA exportieren, müssen aktuell Strafzölle in Höhe von 25 Prozent hinnehmen, die gegebenenfalls in wenigen Monaten auch noch angehoben oder ausgeweitet werden. Ein Ende des Konfliktes ist trotz lauter Proteste der Branche und ständigen Verhandlungsversuchen der EU-Kommission derzeit nicht in Sicht. Je länger die Strafmaßnahmen der USA andauern, desto schwieriger wird es werden, die verlorenen Regalmeter wieder zurückzuerobern. Die geforderten Ausgleichsmaßnahmen für die betroffenen Erzeuger bzw. die Flexibilität bei den Absatzförderungsmaßnahmen werden das auch nicht abfedern können.
Auch die Exporteure, die noch auf den britischen Markt setzen, stehen vor einer sehr ungewissen Zukunft. Ende dieser Woche wird wohl der definitive Austritt Großbritanniens aus der EU beschlossen werden. Bis Ende des Jahres wird sich am Status Großbritanniens zwar nichts ändern, das Exportgeschäft wird vermutlich in dieser Übergangsphase nochmals ordentlich boomen. Sollten es die EU und Großbritannien nicht schaffen, bis Ende des Jahres ein Freihandelsabkommen auszuhandeln und zu ratifizieren, dann droht ein harter Brexit. Nicht viel Zeit!
Die aktuelle Schwäche der Welthandelsorganisation (WTO) – auch als schlichtende Einrichtung – sorgt ebenso wenig für Optimismus im internationalen Handel wie die seit Jahren ins Stocken geratenen internationalen Verhandlungen (Doha-Runden) zur Stärkung eines multilateralen Handelssystems. Aber genug mit der Schwarzmalerei!
Einige bilaterale Abkommen der EU, die das multilaterale Handelssystem ergänzen, sind in den letzten Jahren abgeschlossen worden. Neben der Beseitigung von tarifären und nicht tarifären Handelshemmnissen sind diese Abkommen für den Schutz unserer geschützten Herkunftsbezeichnungen von großer Bedeutung. Mitte Februar soll das EU-Parlament einem Abkommen der EU mit Vietnam zustimmen. Und im Konflikt mit den USA dürfen wir nicht müde werden, die Verhandlungsführer immer wieder aufs Neue zu motivieren, eine schnelle Einigung mit den USA zu erzielen, die für eine gewisse Erholung im US-Exportgeschäft sorgen könnte.