»Long-Covid-Folgen« für die Weinbranche?

Quelle: DWI

Corona-Einschränkungen sind seit einiger Zeit Geschichte, die Event- und Messebranche kommt aber mancherorts trotzdem nur schwer wieder in Gang.

Weinfeste sind seit Jahrzehnten in unseren Anbaugebieten fest in der Kultur verankert. Vielerorts strömten in „Vor-Corona-Zeiten“ zehntausende Besucher auf diese Weinfeste – neben Wein und der regionalen Kulinarik selbst stand auch das Zusammentreffen und der Austausch mit Winzern und vielen Weinliebhabern im Vordergrund. Nachdem wir nun im Alltag größtenteils zur Normalität zurückgekehrt sind, ist die Vorfreude auf Weinevents im Frühjahr und Sommer groß. Zumindest in Baden wurde diese Vorfreude vor einigen Tagen für viele schwer getrübt. Die Organisatoren des Bereichsweinfests Kaiserstuhl und Tuniberg zogen die Reißleine und legten ihre Pläne für die diesjährige Veranstaltung endgültig auf Eis legen. Das war bereits die zweite größere Absage eines badischen Weinfestes in diesem Frühjahr! Setzt sich diese alarmierende Entwicklung nun insgesamt in der Eventbranche fort – ist sie allein bzw. direkt oder indirekt auf Corona zurückzuführen?

Natürlich gibt es nach wie vor die direkten Folgen von Corona. So ließ sich für viele Eventorganisatoren in den letzten Monaten einfach nicht abschätzen, welche Infektionsschutz-Auflagen zum Zeitpunkt ihres Events im dichten Gedränge für die Beteiligten gelten werden. Eine frühzeitige Absage war bei einigen auch aus finanziellen Gründen die logische Konsequenz.

Betroffene Veranstalter müssen ihre Konzepte grundlegend überdenken.

Ein weiteres Problem stellen immer schärfer werdende Auflagen von Behörden dar. Größere Weinfeste werden mittlerweile prinzipiell als Hochrisikoevents eingestuft, die neben zusätzlicher Polizeipräsenz auch ein eigenes Sicherheitskonzept mit Ordnern, privaten Sicherheitsdiensten, Absperrungen und Notfallplänen erfordert. Problematisch zumal gerade nicht nur im Logistik- sondern auch im Sicherheitsbereich die Kosten gerade massiv anziehen – von der allgemeinen Entwicklung für Energie- und Lebensmittelpreise sowie den Personalkosten gar nicht erst zu reden.

Wie wird man trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen in Zukunft wieder größere Weinfeste ausrichten können? Betroffene Veranstalter müssen ihre Konzepte grundlegend überdenken und schauen, welche Stellschrauben geändert werden müssen. In einigen Bundesländern wird z.B. mittlerweile eine Eintrittsgebühr erhoben. Klar ist, dass diese Traditionsveranstaltungen insbesondere auch für die Winzer unverzichtbar sind. Sie spielen für die Vermarktung und auch für den Tourismus eine große Rolle. Der einzelne Winzer wird nicht in der Lage sein, diese Rolle zu übernehmen – die Durchführung von Weinerlebnissen und kulinarischen Veranstaltungen erfordert viel Aufwand.

Aber nicht nur Weinevents haben Probleme, auch für die Messebranche läuft das Geschäft nicht gleich wieder auf Hochtouren. Die ProWein 2022 war ein gelungener Branchentreff und für viele war es angenehm, dass etwas mehr Platz in den Hallen und mehr Zeit für Gespräche war. Neben den Coronafolgen hatte auch der späte Termin im Mai Konsequenzen für die Akzeptanz der Messe durch Aussteller und Besucher. Bleibt nur zu hoffen, dass die Branche 2023 weniger mit diesen Long-Covid-Folgen konfrontiert wird und wieder mehr Normalität einkehrt.

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