Der Berufsstand muss an einem Strang ziehen

Die neue Verordnung könnte bekanntermaßen die Existenz vieler Weinbaubetriebe bedrohen. Der Weinsektor muss daher weiter versuchen, seine eigenen Vorstellungen für eine nachhaltige Bewirtschaftung in den Gesetzgebungsprozess einzubringen. Die »SUR« ist nicht das einzige problematische Thema. Im Verfahren zum Bericht zu »nicht übertragbaren Krankheiten« werden weitreichende Änderungen zur Verschärfung der Alkoholpolitik gefordert.

In den nächsten Wochen wird sich das Plenum des EU-Parlamentes zur SUR positionieren. Umstrittenes Detail der SUR sind weiterhin die Anwendungsverbote von Pflanzenschutzmitteln in sogenannten sensiblen Gebieten. Nach dem Willen von führenden EU-Umweltpolitikern soll es in diesen nur für wenige Pflanzenschutzmittel Ausnahmen von einem Verbot geben.

»Das ist der falsche Ansatz«, konstatierte Weinbaupräsident Klaus Schneider jüngst in einer Pressemitteilung. Die angedachten Definitionen und Regelungen für empfindliche Gebiete sind hochkomplex und eröffnen insbesondere einen zu hohen Spielraum für Mitgliedstaaten. Dies könnte zu ungleichen Produktions- und Wettbewerbsbedingungen führen. Zudem wird erst durch die Nutzung als Weinbaufläche in vielen Schutzgebieten nachweislich die Biodiversität gefördert. Der Deutsche Weinbauverband forderte daher erneut die Politik auf, die positiven Auswirkungen der weinbaulichen Bewirtschaftung in das vorgeschlagene EU-Pflanzenschutzpaket aufzunehmen und den Weinbau in allen Gebieten zu stärken anstatt weitere Hürden durch Auflagen im Pflanzenschutz und in der Bewirtschaftung aufzustellen. Ohne Verwendung von Pflanzenschutzmitteln droht das Aus jeglicher Bewirtschaftung von betroffenen Rebflächen und damit die Aufgabe der strukturreichen und schützenswerten Landschaft. Dies hätte auch gravierende Konsequenzen für vor- und nachgelagerte Wirtschaftsbereiche in diesen Regionen.

Eine Fundamentalopposition ist jedoch meist – so auch in der jetzigen Situation – nicht wirklich zielführend. Das Ziel der Pflanzenschutzmittelreduktion wird von allen Seiten unterstützt. Auch der Berufsstand selber muss es unterstützen, wenn er in den Verhandlungen gehört werden möchte. Der DWV hat in einem Positionspapier insbesondere ausgearbeitet, wie die Verwendung von Pflanzenschutzmitteln noch weiter reduziert werden kann. Dazu zählen neben der Nutzung verbesserter Vorhersagesysteme, verbesserter Recycling-Sprühgeräte, abdriftverminderter Sensortechnik auch der Anbau resistenter Rebsorten, die weniger (aber trotzdem) Pflanzenschutz benötigen. Wichtig ist hier, dass der Berufsstand an einem Strang zieht – nicht nur der deutsche, sondern auch der europäische Berufsstand. Ziel ist es daher, im Rahmen der Versammlung der Europäischen Weinbauregionen (AREV) das DWV-Papier zu einem Europäischen Papier zu machen.

Nicht nur bei der SUR setzen wir uns aktuell für unseren Sektor für akzeptable und praktisch umsetzbare Regelungen ein. Im Zusammenhang mit dem Bericht zu »nicht übertragbaren Krankheiten« wollen einige Abgeordnete auch wieder über das Ziel hinausschießen. Der ursprüngliche Berichtsentwurf war pragmatisch und ausgewogen und wissenschaftlich fundiert. Die darin enthaltene klare Unterscheidung zwischen schädlichem Alkoholkonsum und maßvollem und verantwortungsvollem Konsum muss weiterhin berücksichtigt werden, wenn Maßnahmen zur Bekämpfung alkoholbedingter Schäden vorgeschlagen werden. Prävention und Aufklärung müssen als zielführende Maßnahmen zur Bekämpfung des Alkoholmissbrauches anerkannt bleiben. Auch dafür muss der Berufsstand weiter konstruktiv und aktiv mitarbeiten!

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