Langanhaltende Regenperioden haben im Weinbau in Mitteleuropa in den Jahren 2016, 2021 und 2023 zur extremen Ausbreitung der Rebenkrankheit Falscher Mehltau (Plasmopara viticola) geführt und damit die wirtschaftliche Existenz vieler Öko-Weinbaubetriebe gefährdet. Im Zusammenhang mit dem menschengemachten Klimawandel und den von Meteorologen prognostizierten verstärkten langanhaltenden Regenperioden in der Zukunft, wird sich die Situation für Öko-Weinbaubetriebe weiter verschärfen. Das wäre dann für viele Betriebe ruinös.
Der Weinbau ist weltweit vom Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) abhängig, denn die für die Weinherstellung erlaubten Rebsorten sind ohne Ausnahme in unterschiedlichem Maße anfällig gegenüber dem Falschen Mehltau und anderen pilzlichen Schaderregern. Dabei ist der Aufwand von PSM im Weinbau besonders hoch. Der ökologische Weinbau ist hier keine Ausnahme. Pilzwiderstandsfähige Rebsorten kommen zwar mit deutlich weniger PSM aus. Doch die Etablierung dieser neuen Rebsorten ist ein langer und schwieriger Prozess.
Ohne die im ökologischen Weinbau zugelassenen kupferhaltigen PSM kommt der ökologische Weinbau nicht aus. Aber die kupferhaltigen PSM sind bei langanhaltenden Regenperioden nicht geeignet, um die Ernte zu sichern. Es wurden daher weltweit viele andere Wirkstoffe getestet und bei trockenen Bedingungen auch für ausreichend wirksam befunden. Wissenschaftliche Studien zeigen jedoch, dass unter feucht-warmen Bedingungen diese Wirkstoffe nicht ausreichend wirksam sind. Diese feucht-warmen Bedingungen finden wir mit steigender Häufigkeit in weinbautreibenden Teilen Europas.
Zusammen mit den Ökoverbänden und dem BÖLW haben wir einen Lösungsvorschlag für den Pflanzenschutz im Ökoweinbau erarbeitet. Wir sehen in der Zulassung von Kaliumphosphonat den richtigen und notwendigen Schritt. Gemeinsam den Ökoweinbau zukunftsfähig machen, das ist unser Ziel.
Thomas Walz, DWV-Vizepräsident & Bio-Winzer
Nach jahrelanger, intensiver Forschung, vielen Diskussionen und Befragungen kommen wir zu dem Ergebnis, dass als wirksamer PSM-Wirkstoff, der sowohl Akzeptanz bei ökologisch wirtschaftenden Weinbaubetrieben und Konsumenten von Biowein findet, als auch im Einklang mit der EU-Öko-Basisverordnung 2018/848 zugelassen werden könnte, allein Kaliumphosphonat (KP) in Frage kommt.
Denn KP dringt in die Pflanze ein und wird daher auch bei langanhaltenden Regenperioden nicht abgewaschen. Phosphonate kommen in der Natur vor und KP hat sich als PSM als wirksam und sicher bewährt. Die formalen und rechtlichen Voraussetzungen zur Zulassung von KP als PSM im ökologischen Weinbau liegen vor.
Eine detailreiche Darstellung der Sachlage finden Sie in der untenstehenden Veröffentlichung (PDF Datei, 6 Seiten, wahlweise auf deutsch oder englisch).
Neben der Umstellung auf neue Rebsorten sind bereits weitere Instrumente wie der Einsatz von Prognosesystemen und Managementmaßnahmen in der Kulturführung im Einsatz, die zu einer Reduktion des Pflanzenschutzmitteleinsatzes im Ökoweinbau beigetragen haben. Aber es bleibt dabei: Ohne PSM wird der Ökoweinbau trotz erfolgreicher Züchtung und technischer Innovationen auf absehbare Zeit nicht auskommen, auch wenn Gesunderhaltungsstrategien laufend optimiert werden. Bis nachhaltige praxistaugliche Lösungen und Strategien gefunden sind, wird Kaliumphosphonat als „Brücke“ für die Ertragssicherung benötigt.