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Herausforderungen proaktiv annehmen

Bei den Themen Nachhaltigkeit und Alkoholpolitik stehen Richtungswechsel an.

Das neue Jahr hat kaum angefangen, aber bereits jetzt wissen wir, dass die Weinbranche auch 2022 vor einem Jahr voller Herausforderungen stehen wird. Die Auswirkungen der COVID-Pandemie werden uns weiter beschäftigen. Die Folgen der Flutkatastrophe im Westen sind immer noch stark präsent. Mit dem Thema Nachhaltigkeit müssen wir uns nicht nur bei der Umsetzung der neuen GAP-Regeln befassen. Auch bei der Alkoholpolitik droht uns ein Richtungswechsel im Neuen Jahr.

Wir dürfen diese Herausforderungen nicht einfach auf uns zukommen lassen. Das Prinzip muss hier lauten: »proaktiv vorausschauend agieren, statt nur reagieren!«. Wir müssen uns zwangsläufig auf gewisse Veränderungen, insbesondere hinsichtlich der Nachhaltigkeitsanforderungen, einstellen. Diese müssen wir gezielt und konstruktiv begleiten, idealerweise mitgestalten! Wir dürfen nicht zum Spielball der geänderten Umstände werden. Der Deutsche Weinbauverband muss seine im vergangenen Jahr beschlossene Offensive zur nachhaltigen Bewirtschaftung konsequent verfolgen: Ein gemeinsames Verständnis des Begriffs Nachhaltigkeit im Weinbau und gangbare Wege für die Branche müssen entwickelt werden.

Mit zunehmender Sorge blicke ich auf das Thema Alkoholpolitik.

Die Bundestagswahl im letzten Jahr führte zu einem Regierungswechsel. Die neue Bundesregierung wird – getrieben durch die Europäischen Strategien wie Green Deal oder Farm-to-fork – neue Maßstäbe beim Thema Nachhaltigkeit setzen müssen. Der neue Landwirtschaftsminister Cem Özdemir betont, dass wir künftig ökologisch und auch ökonomisch wirtschaften müssen. Dabei bekennt sich die neue Koalition auch zu einem Ausbau des Ökoweinbaus auf 30 Prozent bis 2030. Ein Ziel, das bei Witterungsbedingungen wie im vergangenen Jahr unter den derzeitigen Rahmenbedingungen und bei Ernteausfällen, welche die Existenz bedrohen können, nicht möglich erscheint. Es werden Lösungen für den Ökoweinbau gebraucht – nicht nur lang-, sondern bereits kurzfristig. Da diese Lösungen nur europäisch sein können, müssen wir hier nach einem Vorstoß Ende letzten Jahres gemeinsam mit unseren Verbündeten in Europa agieren. Mit zunehmend größerer Sorge blicke ich auf das Thema Alkoholpolitik. Auf EU-Ebene droht sich die Annahme zu verfestigen, dass es keinen Alkoholkonsum ohne Gesundheitsrisiken gibt – zumindest, wenn das Plenum des EU-Parlamentes die Position eines im Zusammenhang mit dem Krebsbekämpfungsplan der EU gebildeten Sonderausschusses bestätigt. Wir haben nicht erwartet, dass dieser Sonderausschuss nur eine Teilansicht der wissenschaftlichen Ergebnisse berücksichtigen wird. Wir können nur hoffen, dass unsere Bemühungen nicht als Lobbyarbeit gesehen werden, sondern als Aufforderung, dass alle wissenschaftlichen Elemente im Bericht berücksichtigt werden und dass das Krebsrisiko nicht isoliert von allen Faktoren, die es beeinflussen, analysiert wird. Diese Entwicklung zeigt mir, dass der Weinsektor in Deutschland nicht müde werden darf, sich für einen verantwortungsvollen Umgang mit Wein einzusetzen. Mit dem Programm Wine in Moderation (WIM) hat sich der europäische Weinsektor gegenüber der EU-Kommission verpflichtet, über gesundheitliche Gefahren des Missbrauchs zu informieren. Prävention und Aufklärung auch durch Aus- und Weiterbildung sind hier die richtigen Wege, um alkoholbedingte Schäden nachhaltig zu bekämpfen. Aber nur wenn die Branche weiterhin agiert und geschlossen die Kampagne »Wine in Moderation « unterstützt, werden wir Forderungen nach restriktiven Maßnahmen im Bereich der Alkoholpolitik überzeugend gegenübertreten können!

Ich wünsche Ihnen Gesundheit und Glück für das neue Jahr und hoffe, dass Sie optimistisch und voller Tatendrang ins neue Jahr starten!

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