Geh voran, bleibt alles anders?

Zeitenwandel in der Weinbranche? Erster WeinBranchenverband in Deutschland gegründet.

Stillstand ist der Tod, geh voran, bleibt alles anders… sang bereits Herbert Grönemeyer in den 90ern und er hatte Recht. Veränderungen sind der Ursprung von allem. Nicht alles, was die neue Zeit mit sich bringt ist schlecht, vielmehr sind wir es, die gezwungen sind, sich zu verändern…, so schreibt ein Influencer in seinem Blog, auf den ich zufällig im Netz stoße. Als Kind der Generation Golf erkenne ich gleich den Liedtext meines früheren Idols und lese neugierig die Ausführungen des Influencers: »Ein Zurück in die ›gute alte Zeit‹ ist nicht mehr möglich, so sehr der Eine oder Andere sich das auch wünscht. Wir sind gezwungen, mit Veränderungen zu leben, denn sie werden schneller und zahlreicher werden. Veränderungen sind nur dann schlecht, wenn wir sie nicht aktiv mitgestalten. Wer seine Zukunft selbst schreibt und nicht wartet, bis andere das eigene Zepter in die Hand nehmen, der kann seine Welt auch positiv mitgestalten.«

Das klingt relativ banal, aber ich fühle mich an meine eigenen Worte auf zahlreichen Veranstaltungen in den Gebieten erinnert, mit denen ich versuchte, die Winzer zu motivieren, die gewonnene Selbstverantwortung und ein herkunftsbezogenes Bezeichnungssystem als Chance zu betrachten.

Die ersten Schritte dahin sind gemacht: In insgesamt neun deutschen Weinanbaugebieten haben sich Schutzgemeinschaften gegründet, die teilweise bereits von den zuständigen Ländern anerkannt wurden. Sie haben nun die Möglichkeit, die eigenen Produktspezifikationen besser und effektiver zu gestalten – der Weg in die Selbstverantwortung ist geöffnet. Franken hat diesen Schritt nun auch offiziell vollzogen, auf der letzten Mitgliederversammlung des Fränkischen Weinbauverbandes wurde der Weg zur Anerkennung als Branchenverband durch eine Satzungsänderung geebnet.

Damit hat eine lange Diskussion in der Weinwirtschaft ein Ende gefunden: Welche Organisationsform ist am besten geeignet, um künftig über das Profil des Anbaugebietes zu entscheiden? Ähnlich wie die Schutzgemeinschaften in den derzeit neun Weinbaugebieten (die verbleibenden drei sind in der Gründungsphase) soll der fränkische Branchenverband sich zunächst hauptsächlich mit den Themen Herkunft und Profilierung beschäftigen und damit den Übergang in das romanische Herkunftssystem gestalten. Eine enge Verzahnung bzw. eine enge Zusammenarbeit von Schutzgemeinschaften und Gebietsweinwerbungen ist im Rahmen der Profilierung unbedingt erforderlich – ein neues Bezeichnungssystem muss dem Verbraucher frühzeitig erklärt werden – das geht nur im Zusammenspiel. Diese enge Verzahnung war auch in Franken bereits gewährleistet und ist durch den Branchenverband nun offiziell.

Der Verbraucher muss bei allen Überlegungen immer an erster Stelle stehen.

Natürlich stand auch immer die Frage im Fokus, inwieweit ein Wein-Branchenverband auch sogenannte allgemeinverbindliche Regelungen erlassen kann, die dann auch für Nichtmitglieder gelten. Darf die Allgemeinverbindlichkeit künftig unbefristet und über die Bewältigung von Krisen zur Finanzierung der »normalen Geschäftstätigkeit« ausgesprochen werden? Da habe ich (noch) meine Zweifel – aber das soll jetzt erstmal nicht das Thema sein, solange die bisherigen Strukturen zur Finanzierung des Gemeinschaftsmarketings nicht gefährdet sind.

Entscheidend ist, dass sich mit dem Schritt der Franken ein weiteres Anbaugebiet auf den Weg in die Selbstverantwortung begeben hat, um eine Profilierung anhand einer einfachen Faustregel vorzunehmen: »Je enger die Herkunft, desto höher die Qualität«. Damit soll mehr Klarheit und Transparenz für den Verbraucher geschaffen werden – darauf liegt gerade unser Hauptaugenmerk in der aktuellen Weinrechtsreform. Der Verbraucher muss bei allen Überlegungen immer an erster Stelle stehen!

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