Die Branche ist sich einig: Ein internationales Schaufenster in Deutschland ist unverzichtbar
In den vergangenen Tagen wurde zwischen dem Deutschem Weinbauverband und den Veranstaltern der regionalen Weinbautage ein Konsens erzielt. Dieser sieht wie folgt aus: Alle drei Jahre – im Intervitis-Jahr – werden die regionalen Weinbautage im Interesse der deutschen Weinwirtschaft zugunsten einer gemeinsamen Zentralveranstaltung in Stuttgart ihre eigenen regionalen Weinbautage etwas kleiner gestalten und auf eine Technikausstellung verzichten.
Wie kam es zu diesem Konsens? Ende letzten Jahres war die Zukunft der Intervitis ungewiss. Der jüngsten Veranstaltung waren marktführende Aussteller ferngeblieben, die Besucher beklagten deshalb mangelnde Vergleichsmöglichkeiten und fragten sich, ob es sich unter diesen Voraussetzungen lohne wiederzukommen. Die Ankündigung, die Intervitis, den Internationalen DWV-Kongress zusammen mit einem neuen Konzept, dem »Weinbautag der Regionen« im Jahr 2022 durchführen zu wollen, mag daher den ein oder anderen überrascht haben.
Der Impuls für eine Neuorientierung der Intervitis findet in einer Zeit des allgemeinen Umbruchs statt. Er kam auch aus der Branche und der Industrie, die für den deutschen Weinbau eine internationale Plattform im eigenen Land als unverzichtbar erachtet. Sie forderten ein abgestimmtes, zukunftsfähiges Konzept für die Intervitis und die regionalen Weinbaumessen. Dieses wurde in den letzten Monaten unter Beteiligung der Veranstalter der regionalen Weinbautage ausgearbeitet und abgestimmt.
Für ein kleines Weinbauland wie Deutschland sind die Messe und die Pflege dieses etablierten Netzwerks systemrelevant.
Christian Schwörer, DWV-Generalsekretär
In Politik und Wirtschaft spricht man in diesem Zusammenhang oft von »Systemrelevanz«. Als systemrelevant werden Unternehmen bezeichnet, die eine derart bedeutende Rolle spielen, dass ihr Verschwinden nicht einfach hingenommen werden kann. Stuttgart ist der langjährig etablierte Treffpunkt zahlreicher europäischer und deutscher Berufskollegen, aber auch der für unsere Branche wichtigen Vertreter der deutschen und europäischen Politik – auch aus EU-Kommission und EU-Parlament. Die eine oder andere Weichenstellung für die europäische Weinbaupolitik wurde in der Vergangenheit in Stuttgart angestoßen.
Nur in solch einem internationalen Rahmen kann ein Netzwerk gepflegt und weiter ausgebaut werden. Für die erfolgreiche europäische und internationale Interessenvertretung eines vergleichsweise kleinen Weinbaulands wie Deutschland ist dieses Netzwerk von elementarer Bedeutung, hat also Systemrelevanz.
Darüber hinaus erfahren Wissenschaft, Forschung und Lehre aus den Regionen auf dieser internationalen Plattform eine hohe Wahrnehmung – im In- und Ausland. Auch die Aussteller, für die eine internationale Leitmesse richtungsweisend und unverzichtbar für den Export ihrer Maschinen und Technologien ist, haben diese Systemrelevanz erkannt.
Eine moderate Anpassung der regionalen Weinbautage wird nur alle drei Jahre stattfinden. Zugunsten des neuen Konzepts eines »Weinbautags der Regionen« wird im Intervitis-Jahr der weinbaubauliche Teil der Regionalveranstaltungen etwas gestrafft. Der Schwerpunkt der Aktivität liegt gemäß dem Konsens aller Beteiligter in diesem Jahr in Stuttgart. Von diesem praxisorientierten »Weinbautag der Regionen«, der im Februar 2022 erstmals von allen regionalen Veranstaltern mitgestaltet wird, kann die gesamte Branche profitieren. Er soll die ideale Ergänzung zu dem mehr wissenschaftlich ausgerichteten Internationalen DWV-Kongress werden. Insbesondere soll damit der gebietsübergreifende Austausch zwischen Wissenschaft, Lehre und den Winzer aus allen Regionen intensiviert und erleichtert werden. Dieses zukunftsorientierte Konzept muss nun in den nächsten Monaten umgesetzt und mit Leben gefüllt werden, damit der deutsche Weinbau zum Wohle der gesamten Branche auf europäischer und internationaler Ebene langfristig seine bisherige Stellung sichern kann.